McLaren Solus GT

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Ursprünglich nur als virtuelles Konzept gedacht,  hat der McLaren Solus GT nun den Weg in die Realität gefunden, wenngleich auch nur in einer Auflage von 25 Exemplaren. Die Fokussierung der Aerodynamik auf ein einsitziges Konzept bestimmen die  charakteristischen Designmerkmale wie etwa die expressiv ausgeformte Front mit den markanten Lufteinlässen, die tropfenförmige Kabine und die minimalistisch Karosserie.

Der Luftstrom unter dem Boden bis hin zum Diffusor erzeugen einen “Groundeffekt”. Einen ungehinderten 180-Grad-Blick auf die Strecke bietet die umlaufende Kanzel des Cockpits, die Radkästen sind aerodynamisch ausgeformt und enden in einer schaufelartigen Hinterkante. Das Heck ist vollverkleidet und bietet einen einfachen Zugang zum Motorraum, die flachen hinteren Karosseriekanten minimieren den Bodendruck im hinteren Teil des Fahrzeugs sowie den Luftwiderstand.

Der aus dem Rennsport stammende 5,2-Liter-V10-Motor wurde sowohl aus Gründen der Größe wie auch der Leistung gewählt – wie bei einem Rennauto ist er ein Teil des Chassis. Das Aggregat besteht aus optimierten Bauteilen mit geringem Volumen und ist vollständig zahnradgetrieben – es gibt keine Ketten oder Riemen für die Nebenaggregate. Die Leistung beträgt mehr als 840 PS bei mehr als 10.000 U/min, das maximale Drehmoment liegt bei über 650 Nm. Damit beschleunigt der McLaren in 2,5 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 320 Stundenkilometer.

Die Kohlefaser-Monocoque-Struktur nutzt Fahrwerkstechnologien aus der Formel 1 mit vorderen und hinteren Carbonelementen – Motor und Getriebe sind als belastete Chassiselemente ausgelegt. Die vorderen und hinteren Crash-Strukturen bestehen aus Kohlefaser – da sowohl Motor als auch das Getriebe belastete Chassiselemente sind, ist kein hinterer Hilfsrahmen erforderlich. Das Chassis des Solus GT besteht aus 3D-gedruckten Titankomponenten, etwa die Struktur des Halo-Cockpits und der Überrollbügel. Diese Techniken werden hier in dieser Komplexität erstmals in einem McLaren-Serienfahrzeug eingesetzt.

Aerodynamisch optimierte Flächen wie Frontsplitter, Radkästen, Bodeneffekttunneln und  der feste, zweiteilige Heckflügel erzeugen mit 1.200 Kilogramm mehr Abtrieb als das Fahrzeu insgesamt wiegt. Von der Formel 1 inspiriert sind gleichfalls die aus Kohlefaser gefertigten Aufhängungsabdeckungen, Lufteinlässe sowie die an den Seitenkästen montierte Kühler. Die Form der Karosserie wurde virtuell ausgeformt, um Stabilität zu bieten und aerodynamische Effizienz zu generieren, was sowohl die Geradeausgeschwindigkeit als auch den Abtrieb betrifft.

Der große Frontsplitter leitet die Luft in den “Groundeffekt”-Tunnel im strukturierten Boden und die Luft verlässt das Auto über einen Volldiffusor am Heck. Die Vorderräder befinden sich außerhalb der Hauptkarosserie, wobei die Querlenker der Aufhängung im Luftstrom liegen und von aerodynamisch geformten Kohlefasern umkleidet sind, die die Luft zu den an den Seitenkästen montierten Kühlern leiten. Diese Anordnung der Hochtemperaturkühler in den Seitenkästen stammt ebenfalls aus dem Motorsport und sorgen für eine effektive Kühlung der Motorflüssigkeiten und reduziert zudem die Frontfläche.

Ein Lufteinlass, der in die Überrollbügel-Struktur oberhalb des Cockpits integriert ist, saugt kalte und strömungsberuhigte Luft über dem Fahrzeug an. Der zweiteilige, feststehende Heckflügel maximiert den Abtrieb am Heck.

Die wichtigsten Bedienelemente und das TFT-Instrumentendisplay im einsitzigen Cockpit sind am Lenkrad angebracht, eine Weitwinkel-Rückfahrkamera verbessert die Sicht. Das Auto kann komplett auf den Besitzer angepasst werden. Das betrifft den individuell geformten Sitz mit Sechs-Punkt-Gurt, der an der perfekten Position fixiert wird, wie auch die Pedale, die sich wie in einem Rennwagen individuell einstellen lassen. Für die perfekte Anpassung der Passform des Sitzes dient ein auf Phenolharz basierendes System mit Mikroperlen-Technologie, mit der eine Form entsteht, die auf der Rennstrecke Seitenhalt und Komfort bietet. Nahezu alle Bedienelemente befinden sich am Kohlefaser-Lenkrad. Über dem Kopf des Fahrers befinden sich die Schalter für die Zündung und der vollständig integrierte Feuerlöscher, auch befindet sich hier das Rückfahrdisplay.

Der Solus GT verfügt über ein sequenzielles Siebengang-Getriebe mit rennerprobtem Innenleben, das in einem maßgeschneiderten Gehäuse untergebracht ist und auch als Befestigungspunkt für die Hinterradaufhängung dient. Das Gehäuse  besteht aus Aluminium, ergänzt mit Magnesiumpaneelen zur Gewichtsoptimierung. Die Schaltbox wurde ursprünglich für LMP-Prototypen entwickelt und verfügt über geradverzahnte Zahnräder, was auf die Leistungs bezogen als effizienter gilt als schrägverzahnte. Das Getriebe ist mit einer Karbonfaserkupplung gekoppelt, die für aggressive Schaltvorgänge ausgelegt ist. Es ist voll automatisiert und wird per Software gesteuert, so dass kein Pedal oder Kupplungshebel erforderlich ist.

Da der Solus GT wurde von Anfang an als reines Rennfahrzeug konzipiert wurde, folgt auch seine Doppelquerlenker-Aufhängung den Prinzipien der Formel-1-Technik. Die Vorderräder sind außerhalb der Karosserie montiert, die vordere Dämpfung wird innenliegend mit Schubstangen, Torsionsstäbe und Dämpfer betätigt. Die Aufhängungselemente sind aus Stahl gefertigt, um die Haltbarkeit zu erhöhen, während die vorderen Aufhängungslenker aus aerodynamischen Gründen mit Kohlefaserverkleidungen verkleidet sind. Höhenausgleichsfedern erzeugen ein aerodynamisch stabileres Profil, das das dynamische Verhalten des Fahrzeugs bei hohen Geschwindigkeiten berechenbarer macht.

18-Zoll-Aluminium-Schmiederäder mit Zentralverschluss sind mit Le-Mans-Prototyp-Reifen bestückt, die sowohl als Slick- wie auch als Regenreifen zu haben sind. Die Bremsen werden von Sechs-Kolben-Monoblock-Bremssätteln aus Aluminium mit Carbon-Bremsscheiben und -Belägen betätigt. Das Verhältnis zwischen den vorderen und hinteren Bremsen kann vom Fahrer im Cockpit eingestellt werden.

Die 25 Kunden, die den Solus GT gekauft haben, wurden in die Details der Entwicklung des Wagens einbezogen, wobei eine neu entwickelte Software die optimale Umsetzung der Wünsche jedes einzelnen Kunden garantiert.

Fotos: McLaren/Text: Rainer Roßbach